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Forschung lohnt sich

Therapie für seltene Hirnvenenthrombosen gefunden!

Professor Andreas Greinacher hat sich reingehängt und es hat sich gelohnt. Die Komplikationen nach Impfung mit dem AstraZeneca Impfstoff sind erforscht und es wurde eine Therapie entwickelt. Einer weiteren Impfung steht also nichts mehr im Weg.

Der Abwehrstoff, der sich in seltenen Fällen nach der Impfung bildet, aktiviert die Blutplättchen. Diese agieren dann wie bei einer Wundheilung und lösen Thrombosen im Gehirn aus.

Der Greifswalder Wissenschaftler hat Blutproben von Betroffenen untersucht und gemeinsam mit europäischen Wissenschaftlern und dem Paul-Ehrlich-Institut eine Therapie entwickelt. Da diese Ergebnisse bereits, breit gestreut, an Kliniken übermittelt wurden, kann weiter mit AstraZeneca geimpft werden. Betroffene Menschen können direkt therapiert werden.

FAQ

Grundsätzliches

Wissenschaftler und Ärzte aus Deutschland und Österreich in enger Kooperation mit dem Paul-Ehrlich-Institut.

Intensiv untersucht wurden die Blutproben von vier Patienten. Von drei weiteren Patienten wurde das Blut zur Bestätigung der wichtigsten Befunde untersucht. Täglich treffen neue Blutproben ein, die untersucht werden und unsere Erkenntnisse verbessern und bislang bestätigen.

Ca. 300 geimpfte Personen an der Universitätsmedizin Greifswald.

Nein, die EMA sagt richtig, es gibt keine Häufung von Thrombosen typischer Lokalisationen (Beinvenenthrombose, Lungenarterienembolie). Die Inzidenz von Thrombosen der Hirnvenen (Sinusvenenthrombose) sei bei Geimpften insgesamt immer noch sehr selten, aber dennoch häufiger als bei der Größe der geimpften Kohorte zu erwarten gewesen wäre.
Wir untersuchen die Zusammenhänge zwischen Thrombosen und Impfung, auch wenn diese ausgesprochen selten auftreten.

Viele geimpfte Personen entwickeln für 1-2 Tage unangenehme Symptome nach der Impfung (u.a. Gelenk-, Kopf- und Gliederschmerzen). Sie sind Ausdruck der Immunantwort des Körpers und bedeuten nicht automatisch, dass die Geimpften schwere Komplikationen entwickeln werden. Komplikationen treten in der Regel erst ab Tag 4 bzw 5 nach der Impfung auf. Nach 16 Tagen ist das Auftreten von schweren Komplikationen unwahrscheinlicher.
Sollten Nebenwirkungen länger als 3 Tage anhalten oder dann neu auftreten (insbesondere bei Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit/Erbrechen, Luftnot, akute Schmerzen im Brustkorb, in der Bauchregion oder an Armen und Beinen), sollten Betroffene einen Arzt kontaktieren.

Für weitere Informationen verweisen wir auf die Stellungnahme der GTH.

Mechanismus

Hintergrund ist eine Aktivierung der Thrombozyten (Blutplättchen). Üblicherweise dichten die Blutplättchen Gefäßläsionen (z.B. Wunden) ab. So kommt eine Blutung zum Stillstand. 
Nach der Impfung entwickeln die Geimpften Abwehrstoffe. Bei sehr wenigen Geimpften binden diese Abwehrstoffe dann an die Thrombozyten und aktivieren diese. Dies führt dazu, dass sich Gerinnsel im Blut ausbilden und letztendlich das Gefäß „verstopfen“ können (Thrombose). Gleichzeitig sinkt die Zahl der freien Thrombozyten im Blut (sogenannte Thrombozytopenie).

Dies lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht eindeutig beantworten. Es könnte sich um ein Bestandsteil des Impfstoffes handeln, oder um eine überschiessende Immunreaktion des Körpers, oder eine Kombination. Dies wird aktuell weiter erforscht.

Wir haben ein Testverfahren (Screening) entwickelt, welches erkennen kann, ob in Patienten mit entsprechenden Thrombosen und einer Thrombozytopenie eben diese Abwehrstoffe vorhanden sind.

ACHTUNG: Das Screening Verfahren ist auch bei anderen Ursachen positiv. Wenn es negativ ist, ist die Impfreaktion unwahrscheinlich. Positive Ergebnisse müssen in einem Bestätigungstest untersucht werden, den wir ebenfalls entwickelt haben.

Nein, eine prophylaktische Testung ist nicht möglich.

Ja, wenn das Screening positiv ausfällt, schließt sich ein Bestätigungstest an.

Patienten, die in der zweiten Woche nach der Impfung klinische Symptome zeigen.

Therapie

Die Therapie sollte in jedem mittelgroßen Krankenhaus anwendbar sein.

Die Antikörper haben zwei Teile. Mit einem erkennen sie ihr Antigen und mit dem sogenannten Effektorteil aktivieren sie Abwehrzellen. Mit diesen binden sie an die Thrombozyten (Blutplättchen). Den Rezeptor können wir durch intravenöses Immunglobulin (ivIgG) blockieren. Die Konzentration zur Hemmung des Mechanismus beträgt 1g / kg Körpergewicht pro Tag an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.

Sonstiges

Bei vielen Immunreaktionen sind Frauen etwas häufiger betroffen als Männer.
Ob Östrogene eine Rolle für das Risiko spielen, wird weiter untersucht.

Nein, wenn eine Thrombose, egal an welcher Lokalisation, und eine Thrombozytopenie nach Impfung auftreten, handelt sich vermutlich um den entdeckten Mechanismus und die Therapie sollte unabhängig von der Lokalisation der Thrombose funktionieren.

Wir haben bisher keinen Hinweis darauf, dass bestimmte Vorerkrankungen mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen nach Impfung einhergehen. Auch bei schweren COVID Verläufen können Thrombosen auftreten, sodass bei der Impfung immer zwischen Nutzen und Risiko abgewogen werden sollte.