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Wie beeinflusst elektrischer Strom das Gehirn?

Beeinträchtigungen von Hirnfunktionen sind die Ursache vieler neuropsychiatrischer Erkrankungen wie De­menz oder Schlaganfall. Elektrische Hirnstimulation ist eine neue Methode zur Behandlung dieser Er­kran­kun­gen. Bisher ist jedoch wenig darüber bekannt, wie die Methode Hirnfunktionen verbessert. Um dies zu erforschen, stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in den nächsten vier Jahren mehr als fünf Millionen Euro für eine neue Forschungsgruppe an der Universitätsmedizin und der Universität Greifswald zur Verfügung.

Im Zentrum der Forschung steht der Einsatz von Elektroden, die auf die Kopfhaut aufgesetzt werden. Diese stimulieren das Gehirn durch Gleichstrom, der durch die Schädeldecke hindurchfließt. Die Sti­mu­lation soll in der Zukunft helfen, Bereiche des Gehirns zu reaktivieren, die geschädigt wurden, oder durch eine Krank­heit nicht mehr optimal zusammenarbeiten. Diese transkranielle Gleichstromstimulation (engl. Transcranial direct current stimulation, tDCS) erfordert keinen operativen Eingriff und ist schmerzfrei. Die Forschungs­grup­pe „Modulation neuronaler Netzwerke für Lernen und Gedächtnis durch transkranielle Gleichstrom­sti­mu­lation: Systematische Unter­suchung über die menschliche Lebensspanne - MemoSlap“ startet im Januar 2023.

„In dem geplanten Pro­jekt soll die Elektrostimulation systematisch weiterentwickelt werden, zunächst bei gesunden Personen“, sagt Professorin Agnes Flöel: „Dies wird es uns in Zukunft erlauben Gehirnnetz­werke von Patient*innen mit Funktionsstörungen nach Schlaganfall, Demenz, Depression oder Schizophre­nie gezielt und optimiert an die Bedürfnisse einzelner Patient*innen positiv zu beeinflussen.“ Prof. Flöel leitet die Klinik für Neurologie an der Greifswalder Universitätsmedizin und ist die Sprecherin der Forschungs­grup­pe. Der stellvertretende Sprecher Prof. Marcus Meinzer ergänzt, dass an der Entwicklung des For­schungs­programms elf Wissenschaftler*innen aus Greifswald, Berlin, Dortmund, Dresden, Essen, Leipzig und Kopenhagen (Dänemark) beteiligt waren.

Auch der Dekan der Universitätsmedizin, Prof. Karlhans Endlich, und Prof. Gerald Kerth, Dekan der Mathe­matisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, freuen sich über den Erfolg für Greifswald: „Die Forschungs­grup­pe wird ein Kernanliegen der Unimedizin, die Individualisierte Medizin, nachhaltig stärken“, ist Prof. End­lich sicher, „wir unterstützen das Projekt umfänglich“.

„Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftler*innen, sich aktuellen und drängen­den Fragen ihrer Fach­­gebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Gleichzeitig sind sie Sprungbretter für eine attraktive, anspruchsvolle Laufbahn in Wissenschaft und Wirtschaft“, erläutert die Rektorin der Uni­versität, Professorin Katharina Riedel. Außer Promotions- und Postdoc-Stellen sowie Geld, um deren For­schungs­vorhaben durchzuführen, werden der Forschungsgruppe auch Mittel für Ta­gungs­reisen, Besuche von Gastwissenschaftler*innen und fachübergreifende Kurse bereitgestellt. Die maximale Förderdauer die­ser Forschungsgruppen beträgt zweimal vier Jahre.