Seite 18 - UKG live - Mitarbeiterzeitung 3 | 2012

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Durch die Förderung des Projektes „Greifswald Approach to Individualized Medicine“ (GANI_MED)
wurde an der Universitätsmedizin Greifswald eine der modernsten Biobanken aufgebaut.
Neben einem neuartigen Massenspektrometer für die funktionelle Genomforschung stellt diese
Biobank innerhalb des Projektes eine der größten Einzelinvestitionen dar.
Wissenschaftler des Instituts für Klinische
Chemie und Laboratoriumsmedizin ha-
ben gemeinsam mit Spezialisten für Käl-
tetechnik der Firma LiCONiC (Fürstentum
Liechtenstein) eine Biomaterialbank eta-
bliert, die speziell an die Anforderungen
von GANI_MED und die lokalen Gege-
benheiten angepasst wurde. Parallel dazu
wurde im Labor die Aufbereitung der Bio-
materialien für die Einlagerung in die neue
Probenbank weitestgehend mechanisiert.
Nach vielen Testläufen und Feinabstim-
mungen ist sie nun einsatzbereit. Die Ein-
lagerung von rund 600.000 Probengefä-
ßen mit bis zu 700 µl Inhalt kann beginnen.
Im Rahmen von GANI_MED werden Pati-
entengruppen, sog. Kohorten, für häufig
auftretende Krankheitsbilder wie Herz-
infarkt, Schlaganfall, Metabolisches Syn-
drom, Nierenversagen oder Depression
rekrutiert. Biomaterialien (z. B. Serum, Urin,
Speichel, DNA) dieser Patientengruppen
werden bei - 80 °C dauerhaft eingefroren
und können späteren wissenschaftlichen
Analysen zur Verfügung gestellt werden.
Die Vorteile der neuen Biobank liegen auf
der Hand: Durch die Vereinheitlichung
der Probenbearbeitung und des Einlage-
rungsprozesses bzw. der Materialausgabe
werden präanalytische Fehlerquellen mi-
nimiert. Die mechanisierte Ein- und Aus-
lagerung löst manuelle Tätigkeiten, wie
das Öffnen von Kühlschränken und das
Heraussuchen der Proben von Hand, ab.
Zweidimensionale Barcodes auf den Pro-
bengefäßen ermöglichen die fehlerfreie
Identifizierung der Materialien mittels
Computer. Eine Probenverwechslung ist
damit ausgeschlossen. Zudem gewähr-
leistet diese computergestützte Proben-
verwaltung eine zeitnahe parallele Bear-
beitung unterschiedlicher Projekte aus
einzelnen Teilbereichen von GANI_MED.
Damit wird das Heraussuchen von Proben
effektiver und schneller als bisher erfol-
gen, wodurch Tauzyklen der Proben ge-
ring gehalten werden und eine sehr hohe
Probenqualität sichergestellt wird.
Biomaterialbanken sind eine unverzicht-
bare Ressource für die biomedizinische
Forschung. Alle großen Forschungspro-
gramme der Universitätsmedizin, wie Fun-
Gene, HIKE, SHIP, die Beteiligung amDZHK
und vor allen auch GANI_MED, sind nach-
haltig auf eine effiziente und hochqualita-
tive Gestaltung einer Biomaterialbank an-
gewiesen. Das neue Kühllager ist modular
erweiterbar und bietet die Grundlage für
den Aufbau einer „Föderalen Biobank“.
Gemeinsam mit der Erforschung von weit
verbreiteten Krankheiten und der Ent-
wicklung von geeigneten diagnostischen
und therapeutischen Methoden stellt der
Schwerpunkt Individualisierte Medizin
eine einzigartige Verknüpfung von epide-
miologischer und molekularer Forschung
als auch klinischer Tätigkeit der Universi-
tätsmedizin dar. Dafür werden die in den
Patientenkohorten geplanten Analysen
zur Identifikation von neuen potentiel-
len Biomarkern und deren Validierung im
Fall-Kontroll-Ansatz im Vergleich zu SHIP
durchgeführt. Ziel ist es, die daraus resul-
tierenden Hypothesen im Rahmen von
weiterführenden klinischen Studien, wie
z. B. im DZHK, zu überprüfen und wissen-
schaftlich zu vertiefen.
Prof. Henri Wallaschofski
Biobank in Greifswald mit neuester
Gerätegeneration ausgestattet
forschung & lehre
Film zur Biobank
unter:
Prof. Wallaschofski (links) und
Prof. Nauck (Institut für Klinische
Chemie und Laboratoriumsmedizin)
vor der Forschungsbiobank