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UMG
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|2012
Als Folge eines angeborenen Defektes
werden bei Mukoviszidose die Atemwege
in der Lunge, der Ausführungsgang der
Bauchspeicheldrüse oder die Gallenwege
mit zähem Schleim verstopft, wodurch
Qualität
Mukoviszidose ist eine der häufigsten vererbten Stoffwechsel-
erkrankungen in Mitteleuropa. In Mecklenburg-Vorpommern
leiden ca. 100 Menschen an der unheilbaren Krankheit. Im Zuge
des in M-V etablierten Neugeborenen-Screenings wird nun
zusätzlich die Untersuchung auf Mukoviszidose angeboten.
es zu einer chronischen Entzündung der
Lunge, starken Hustenanfällen und zu
schweren Verdauungs- und Wachstums-
störungen kommt. „Die Beschwerden sind
anfänglich sehr unspezifisch, so dass die
Diagnose oftmals erst nach Monaten oder
Mukoviszidoseuntersuchung
für Neugeborene eingeführt
Dr. Cornelia Müller (li.) und Dr. Theresa Winter
bei der Untersuchung der Bluttrockenkarten
Prof. Matthias Nauck (re.), Leiter des Screening-
labors M-V, und Prof. Maria Gizewska, stellv.
Leiterin der Kinderklinik in Stettin, stellen das
Projekt der Presse vor.
Deutsch-Polnische Zusammenarbeit: Zum Auftakt der Studie kamen die polnischen Vertreter
nach Greifswald.
Jahren gestellt werden kann. Dann sind
die Organe unter Umständen schon dau-
erhaft geschädigt. Eine rechtzeitige Diag-
nose ist daher für die Betroffenen sehr
wichtig“, sagt PD Dr. Sebastian Schmidt,
Leitender Oberarzt in der Klinik und Poli-
klinik für Kinder- und Jugendmedizin und
Sprecher des von der Ärztekammer zertifi-
zierten Mukoviszidose-Zentrums M-V mit
Ambulanzen in Greifswald, Neubranden-
burg, Rostock und Schwerin.
Wie in ganz Deutschland haben auch in
Mecklenburg-Vorpommern alle Neuge-
borenen ein Recht auf ein Screening auf
angeborene, behandelbare Erkrankun-
gen des Stoffwechsels und der Hormone.
Dieses sah eine Untersuchung auf Muko-
viszidose bisher nicht vor. Seit September
wird diese Untersuchung an der Univer-
sitätsmedizin Greifswald angeboten. „Wir
können jetzt im Rahmen dieser standar-
disierten Reihenuntersuchung frühzeitig
Mukoviszidose erkennen und somit die
geeigneten Maßnahmen zur optimalen
Behandlung in enger Zusammenarbeit
mit der Kinderklinik einleiten“, erklärte
Prof. Matthias Nauck, Direktor des Instituts
für Klinische Chemie und Laboratoriums-
medizin und Leiter des Neugeborenen-
Screeninglabors M-V. Am dritten Lebens-
tag wird dem Neugeborenen Blut aus der
Ferse entnommen und auf eine Filterkarte
getropft. Aus dieser Trockenblutprobe
wird zunächst ein Eiweiß aus der Bauch-
speicheldrüse bestimmt. Ist dieses erhöht,
wird aus derselben Blutprobe in einer
zweiten Stufe ein weiteres Eiweiß heraus-
gelöst. Ist auch dieses Protein erhöht, ist
das ein Alarmzeichen. Um eine endgültige
Diagnose zu stellen, informiert das Scree-
ningzentrum M-V in Greifswald den ver-
antwortlichen Arzt. Dieser wird eine wei-
tere Untersuchung, den sog. Schweißtest,
in einer der Mukoviszidose-Ambulanzen
veranlassen, denn nur dort kann dieser
Test verlässlich durchgeführt werden. Für
die Auswertung und Dokumentation aller
Ergebnisse ist das Neugeborenen-Scree-
ninglabor M-V an der Universitätsmedizin
Greifswald verantwortlich.
Diese zusätzliche kostenlose Untersu-
chung wird als Studie im Rahmen des
Interreg VI A Projektes „PomScreen“ an-
geboten und nur nach ausdrücklicher Zu-
stimmung durch die Eltern durchgeführt.
Das EU-Projekt unter Federführung von
Dr. Cornelia Müller aus dem Screeningla-
bor startete vor einem Jahr und läuft bis
zum 30. Juni 2014. Zu den weiteren Part-
nern gehören die Universität Greifswald
sowie die Pommersche Medizinische
Universität Stettin und das Warschauer
Mutter-Kind Institut. Ziel ist ein gemein-
sames, grenzüberschreitendes Neugebo-
renen-Screening zwischen den regionalen
Screening-Zentren Greifswald und Stettin
und dessen Institutionalisierung.
Dr. Theresa Winter, K. Watterott-Schmidt