Nicht nur Corona macht einsam!
Am 3. März ist der „Welttag des Hörens“
„Wieso trägst du kein Hörgerät?“- „Wie bitte? Was hast du gesagt?“ …. gefolgt von Augenrollen des Gesprächspartners und peinlichem Berührtsein des schlecht Hörenden. Die Wahrscheinlichkeit für eine derartige Alltagssituation ist hoch, denn über 250.000 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern leiden an mittel- bis hochgradiger Schwerhörigkeit. Und dies dauerhaft, Tendenz steigend.
Anlässlich des „Welttages des Hörens“ möchte das Team von der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie an der Greifswalder Universitätsmedizin auf die zunehmenden Hörprobleme aufmerksam machen.
Der Welttag des Hörens ist ein gemeinsamer Aktionstag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Bundesverbandes der Hörsysteme-Industrie (BVHI). Er steht unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministers Prof. Dr. Karl Lauterbach.
Gutes Hören ist Lebensqualität
„Die Symptome kommen meist schleichend“, erläuterte Oberärztin Tina Brzoska von der Hochschulambulanz. „Gehäuftes Nachfragen in Gesprächen, starke Irritation durch Umgebungslärm, ein begleitender Tinnitus. Dies sind erst die Anfänge der Leiden unter Schwerhörigkeit. Es folgen Peinlichkeits- und Unsicherheitsgefühl in Gesellschaft. Feierlichkeiten und andere Treffen in Grüppchen werden immer häufiger vermieden, bis es schließlich zur sozialen Isolation kommt. Nicht nur Corona kann einsam machen. Je älter die betroffene Person ist, desto höher ist das Risiko der geistigen Verarmung und Depression.“
So weit muss es nicht kommen, denn gutes Hören ist Lebensqualität. Erste Hilfe leisten in jedem Fall HNO-Ärztinnen und HNO-Ärzte. Die Universitätsmedizin Greifswald bietet in ihrer Hochschulambulanz eine Ohrsprechstunde an. Bei einer Fachärztin oder einem Facharzt kann die Ursache und das Ausmaß der Schwerhörigkeit festgestellt werden. Der nächste Schritt führt dann bei Bedarf in ein Fachgeschäft für Hörgeräteakustik.
Vielfältige Lösungsansätze für Hörprobleme
Hörgerät rein, Problem gelöst? „So leicht ist es oft nicht“, so die HNO-Ärztin, „denn das Ohr und das Gehirn müssen sich erst an den künstlich verstärkten Schall gewöhnen. Das erfordert viel Training. Auch müssen mitverstärkte Störgeräusche ignoriert werden. Und wird es zu laut, kann es unangenehm schmerzend werden. Den meisten von Schwerhörigkeit Betroffenen kann mittels moderner Hörgerätetechnik jedoch recht gut geholfen werden. Hinzu kommt, dass die heutigen Hörgeräte sehr stylisch aussehen und kaum noch als Hörgerät zu erkennen sind.“
Kann ein normales Hörgerät nicht getragen werden oder wird seine Leistungsgrenze erreicht, sind
Möglichkeiten der Hörverbesserung mit alternativen Hörgeräten oder Operationen vielfältig. Sie müssen
genau auf die Bedürfnisse der erkrankten Person abgestimmt werden. Dank des medizinischen
Fortschrittes ist es inzwischen sogar möglich, den verlorenen Hörsinn selbst bei Taubheit
wiederzuerlangen. Hier hilft das sogenannte Cochlea Implantat: Durch das Einbringen einer Elektrode in
das Innenohr kann mittels elektrischer Signale nicht nur ein Hörempfinden erzeugt, sondern auch die
Sprachverständlichkeit wieder hergestellt werden.
„Aber auch hier gilt wieder: Geduld und viel Hör-Training sind nach der Operation nötig. Dabei stehen den
Patientinnen und Patienten nicht nur die HNO-Klinik, Fachärzte und -ärztinnen zur Seite, auch erfahrene
Gehörlosen- und Gehörgeschädigten-Vereine bieten in jedem Fall umfangreiche Unterstützung an.“
Hintergrund Welttag des Hörens
Der Welttag des Hörens (englisch: „World Hearing Day“ bzw. „International Ear Care Day“) ist seit 2007 ein weltweiter Aktionstag, mit dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeinsam mit nationalen Partnern globale Aufmerksamkeit auf die Prävention und Versorgung von Hörminderungen und auf die Bedeutung des Gehörs lenken möchte. Hintergrund ist, dass etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung (466 Mio. Menschen) hochgradig hörgemindert und dadurch behindert sind. Die Schwerpunktthemen 2022 sind die Hörversorgung von Kindern, Schwerhörigkeit im Alter und Hörimplantate.
Foto: UMG/Markus Blaurock Oberärztin Tina Brzoska (re.) demonstriert in der Ohrsprechstunde an der Unimedizin Greifswald die Funktionsweise eines Cochlea-Implantats.
Kampagnenmotiv 2022 In diesem Jahr steht die Kampagne unter dem Motto „WIR geHÖREN ZU dir!“. Damit sollen Wege zu einer guten Hörversorgung aufgezeigt werden.