Entwicklung von bevölkerungsorientierten Interventionen zur Motivierung zu gesundheitsförderlichem Verhalten


Evidenzbasiert.

Wirksame Interventionen zu entwickeln ist eine Sache, eine in der Bevölkerung wirksame Intervention zu entwickeln eine ganz andere. Es erinnert ein wenig an die Arbeit von Ingenieur*innen bei der Konstruktion einer Maschine. Von der Idee über die Analyse der Wirkmechanismen, Entwürfe, Testreihen bis hin zum ersten Gebrauch. Bei der Interventionsentwicklung gehen wir ähnlich vor und orientieren uns dabei am ORBIT-Modell, das unter anderem in einer Arbeitsgruppe der National Institutes of Health (NIH) in den USA entwickelt wurde. ORBIT steht für "Obesity-Related Behavioral Intervention Trials" und beschreibt einen iterativen Entwicklungsprozess, um empirische Erkenntnisse in Interventionen zur Prävention und Behandlung von chronischen Krankheiten umzusetzen. Das Prinzip: Die Entwicklung einer Intervention erfolgt schrittweise in verschiedenen Studienphasen, ähnlich wie bei der Entwicklung eines Medikaments. So erkennen wir, was gut funktioniert und wo nachgebessert werden muss. Erst wenn wir feststellen, dass die Meilensteine einer Phase erreicht wurden, beginnt die Studie der nächsthöheren Phase. Mit diesem evidenzbasierten Ansatz soll die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, dass die Intervention in der Bevölkerung bedeutsame Effekte produzieren und in einer strengen Wirksamkeitsprüfung in einer randomisiert-kontrollierten Studie bestehen kann.



Individualisiert.

Bei der Individualisierung werden Merkmale der einzelnen Person berücksichtigt bei gleichzeitiger Ansprache einer gesamten Bevölkerung. Ziel ist die Entwicklung von differenzierten Interventionsprogrammen mit den für die einzelne Person richtigen Botschaften. Hierzu nutzen wir gesundheitspsychologische Theorien und Modelle der Verhaltensänderung, aus denen sich individualisierte Motivierungsstrategien mit hoher persönlicher Relevanz ableiten lassen.



Computerbasiert.

Bei einer bevölkerungsweiten Anwendung sind Interventionen erforderlich, die bei realistischen Kostenaufwand eine individuelle Ansprache von Menschen und schließlich ihre Motivierung zur Verhaltensänderung ermöglichen. Interventionen, die diese Voraussetzungen erfüllen, sind Computer-Expertensysteme. Ein Expertensystem ist ein Computerprogramm in Form eines automatisierten Auswertungs- und Beratungssystems, das in Interaktion mit einer Person ein auf die zugeschnittenes Feedback erstellt. Konkret interpretiert das Expertensystem Informationen über die Person, z.B. zu ihrer Motivation zur Verhaltensänderung, durch den Vergleich mit einer empirischen Datenbasis zu denselben Variablen aus Bevölkerungsstichproben und generiert basierend auf Wenn-Dann-Regeln ein individuelles Feedback an die Person. Zudem kann das Expertensystem nach zwei oder mehr Interaktionen mit einer Person Interpretationen von Entwicklungen leisten, z.B. Fortschritte in der Motivationsentwicklung.