Optimierung der nachklinischen Intensivversorgung bei neurologischen Patienten mit Neurorehabilitation-Nachsorge-Teams

Neurologische Erkrankungen brauchen oft lange, um sich zu erholen, und die Genesung kann durch geschultes Personal aus verschiedenen medizinischen Disziplinen, z.B. Ärzte, Therapeut*innen verschiedener Berufe und in Neurorehabilitation ausgebildete Pflegekräfte, am effizientesten als interdisziplinäre Teams organisiert unterstützt werden.

Menschen in unserer Gesellschaft mit Bedarf an außerklinischer Intensivpflege aufgrund neurologischer Erkrankungen werden jedoch in der Regel nicht von solchen spezialisierten Teams betreut.
Eine eher strenge organisatorische Sektorenverantwortung in Deutschland einerseits für die stationäre Versorgung (neurologische Frührehabilitation) und andererseits für die wohnortnahe Gesundheitsversorgung (Ärzt*innen, Therapeut*innen, Pflegefachkräfte ohne Spezialisierung in der Neurorehabilitation) kann zu einer Gesundheitsversorgungssituation führen, in der ein Potenzial zur Funktionswiederherstellung nicht optimal unterstützt werden kann.

In einer solchen Situation kann es durchaus sein, dass sich bei Überwindung der sektoralen Versorgungsgrenzen und damit der Barrieren für eine spezialisierte Langzeitbehandlung mehr Menschen über einen längeren Zeitraum so weit erholen, dass sie nicht mehr auf die maschinelle Beatmung angewiesen sind und keinen Atemwegsschutz mehr durch blockbare Trachealkanülen (über eine Tracheostomie) benötigen.
Wenn dies gelingen könnte, könnte die Zahl der Personen, die eine außerklinische Intensivpflege benötigen, reduziert werden.

Dieses Gesundheitsprojekt „OptiNIV“ (Akronym für die „Optimierung der nachklinischen Intensivversorgung bei neurologischen Patienten“) mit neuer Versorgungsform und klinischer Studie soll

  1. im Bundesland Bayern regelmäßige spezialisierte Nachsorgeuntersuchungen nach Entlassung durch Neurorehabilitationsteams (aus neurologischen Frührehabilitationseinrichtungen) für Menschen mit Bedarf an maschineller Beatmung und/oder Trachealkanülenversorgung und damit für die außerklinische Intensivpflege durchführen. Diese Teams stellen individuelle Managed-Care-Pläne für die ambulant wohnortnah zuständigen medizinischen Fachkräfte zur Verfügung, führen kurze stationäre Untersuchungen und ggf. eine stationäre Wiederholungsrehabilitation in den jeweiligen neurologischen Frührehabilitationseinrichtungen durch, wenn während der Nachsorge ein Entwöhnungspotential von mechanischer Beatmung und/oder Dekanülierung beobachtet wird;
  2. und um mit einer randomisierten kontrollierten Parallelgruppenstudie, RKS die Hypothese zu prüfen, ob ein solcher spezialisierter aufsuchender Gesundheitsdienst die Erfolgsrate für die Entwöhnung von mechanischer Beatmung und/oder Dekanülierung innerhalb des ersten Jahres nach der Entlassung aus der neurologischen Frührehabilitation erhöht (und andere klinische und gesundheitsökonomische Ergebnisse fördert).