16
UMG
live
4|2013
kkh wolgast
E
in Krankenhaus ist ein wahrer „Energiefresser“. Insbesondere
der Warmwasserverbrauch, aber auch die vielen Patienten-
zimmer, Medizingeräte und Kühlaggregate sorgen für einen ho-
hen Bedarf. Die Kosten für Wasser, Energie und Brennstoffe be-
liefen sich im letzten Jahr auf 536.800 Euro. Eine Steigerung im
Vergleich zum Jahr 2000 um 54,6 Prozent, obwohl der Verbrauch
deutlich gesenkt worden ist.
Viel Arbeit also für den neuen „Energiemanager“ Detlef Hintz,
der die Katakomben des Krankenhauses schon seit zwölf Jahren
kennt wie seine Westentasche. Dort schlägt das Herz des Kran-
kenhauses, verborgen in zahlreichen unterirdischen Räumen, un-
durchschaubar für den staunenden Laien. Mit dem Technischen
Leiter Uwe Wiese und zwei weiteren Kollegen trägt der Kosero-
wer mit die Verantwortung dafür, dass überall zur richtigen Zeit
die notwendige Energie im Krankenhaus zur Verfügung steht,
auch wenn der Strom einmal ausfällt. Auch die Solar- und Photo-
voltaikanlage auf dem Klinikdach sowie die Wasserversorgung,
die Haustelefone und Fernseher fallen in seine Zuständigkeit.
Energiekosten senken ist Klimaschutz
Um die Energiebilanz in Wolgast zu verbessern, hat der 52-jähri-
ge viel zusätzliche Zeit investiert. 240 Unterrichtsstunden stehen
auf seiner Urkunde, die er im Rahmen der einjährigen IHK-Aus-
bildung absolviert hat. Die Kosten für die Ausbildung trägt der
Detlef Hintz hat ein Jahr die Schulbank gedrückt
und darf sich nun „Europäischer Energiemanager“
nennen. Der Elektronikfachmann wacht über einen
effektiven Verbrauch an Strom, Wärme und Wasser.
Mit Sonnenkraft: Der Pufferspeicher der Solaranlage hilft mit,
die Energiebilanz zu verbessern.
Detlef Hintzes „Unterwelt“: Hier läuft alles zusammen, was in den oberen
Etagen funktionieren muss.
Arbeitgeber, die Klinikleitung selbst hat das Vorhaben forciert und
unterstützt. Mit der Weiterbildung sind auch konkrete Projekte
verbunden. Anhand der Wärmeversorgung im Kreiskrankenhaus
hat der Elektroniker nachgewiesen, wie durch eine Umrüstung
der Heizungsanlage nicht nur Kosten gespart werden können,
sondern auch aktiver Umweltschutz betrieben wird. Jährlich ver-
braucht das Krankenhaus im Durchschnitt etwa 76.000 Liter Heiz-
öl und 200.000 m
3
Erdgas.
„Das gesamte Objekt des Kreiskrankenhauses wird über zwei
Heizungen und eine Solaranlage auf dem Dach versorgt. Haupt-
energiequelle ist das Heizhaus auf dem Klinikgelände mit zwei
Gaskesseln. Im Wohnheim befinden sich zudem zwei Öl-Kessel
für anliegende Gebäude. „In einem ersten Schritt soll ein Ölkes-
sel auf Gas-Betrieb umgerüstet werden. Allein mit dieser Umstel-
lung können kurzfristig jährlich ca. 20.000 Euro Energiekosten
eingespart werden“, erläutert Detlef Hintz. „Langfristig, da noch
Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen anstehen, soll dann die
gesamte Versorgung über das eigene Heizhaus und mit zusätzli-
cher Hilfe eines Blockheizkraftwerkes erfolgen.“ In einer umfang-
reichen Abschlussarbeit zur „Optimierung der Heizungsanlage“
hat er genau aufgeschlüsselt, dass so im Jahr rund 77.000 Euro
Stromkosten eingespart werden können und über 250 Tonnen
des klimaschädlichen Treibhausgases CO
2
weniger anfallen. „Die
Investitionskosten kommen schnell wieder rein und wir tun etwas
für den Klimaschutz.“
Nicht immer sind große Investitionen notwendig, um eine Ver-
besserung der Energiebilanz zu erreichen, machte „Wolgasts ers-
ter Energiemanager“ deutlich. „Schon mit kleinen Maßnahmen,
wie beispielsweise den Einbau von Ventilen, lässt sich der Wär-
mekreislauf effektiver regulieren. Darüber hinaus gibt es natürlich
im Klinikalltag viele Möglichkeiten, durch bewusstes Verhalten
Energie zu sparen. Dafür möchte ich unsere Kollegen jetzt noch
stärker sensibilisieren.“
Und wo tankt der Usedomer seine Energie nach der Arbeit auf?
„Am liebsten beim Radeln über die Insel, aber dann aus eigener
Kraft und ohne E-Bike.“
cys
Wolgast hat jetzt
einen Energiemanager
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20,21,22,23,24,25,26,...32