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UMG
live
4|2013
F
ast täglich werden derzeit neue Erb-
krankheiten entdeckt und molekular
aufgeklärt. Die Hochdurchsatz-DNS-Se-
quenzierung führt zu einer nahezu expo-
nentiellen Zunahme humangenetischen
Wissens. Damit verbessern sich die Mög-
lichkeiten der Prävention und Behandlung
genetisch bedingter Erkrankungen.
Bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahr-
hunderts fristete die humangenetische
Forschung, die aus der Erbbiologie hervor-
ging, auf dem Gebiet der damaligen DDR
ein eher nischenhaftes Dasein. Erst in den
70er Jahren begann die Etablierung des
Fachgebiets, denn die sogenannte „Pro-
phylaktische Medizin“ rückte in den Fokus
sozialistischer Gesundheitspolitik. 1971
wurde das „Forschungsprojekt Humange-
netik“ begonnen, das die Errichtung eines
genetischen Beratungsdienstes vorsah.
Erste Modellberatungsstellen wurden in
Magdeburg und Jena errichtet. Neben
diesem Forschungsprojekt gründeten sich
1972 die „Arbeitsgemeinschaft Klinische
Genetik in der Gesellschaft für Pädiatrie
der DDR“ und 1978 die Gesellschaft für
Humangenetik der DDR.
Die Geschichte des Greifswalder Instituts,
das damals Institut für Medizinische Ge-
netik hieß, beginnt im gleichen Jahr. Der
erste Direktor, Prof. Alwin Knapp, war ei-
gentlich Dermatologe und Direktor der
Greifswalder Hautklinik. Er beschäftigte
sich jedoch intensiv mit Stoffwechseler-
krankungen, speziell mit der Erbkrankheit
Phenylketonurie (PKU). Die Einführung
des Screenings auf PKU bei Neugebore-
nen in der DDR geht auf ihn zurück.
humangenetik
Den Genen auf der Spur
Das Institut für Humangenetik in Greifswald feiert dieses Jahr sein 35-jähriges Bestehen.
Für UMG
live
ein guter Anlass, dieses Fachgebiet näher zu beleuchten.
Im Greifswalder Institut etablierte Prof.
Knapp neben der Zytogenetik und der
humangenetischen Beratung ein inte-
griertes Konzept zur Beratung, Diagnostik
und Therapie von erblichen Stoffwechsel-
erkrankungen und richtete eine Belegbet-
tenabteilung ein. Greifswald entwickelte
sich zum Zentrum für genetisch bedingte
Stoffwechseldefekte.
Mitte der 1980er Jahre gab es dann einen
Wechsel an der Spitze des Instituts. Durch
den Nachfolger Prof. Falko H. Herrmann
kam zum Leistungsangebot die molekula-
re Humangenetik mit den Schwerpunkten
Gerinnungsgenetik und Genetik von erb-
lichen Muskelerkrankungen hinzu. 1994
erfolgte die Umbenennung in Institut für
Humangenetik.
Im Jahr 2009 übernahm die jetzige Di-
rektorin, Prof. Ute Felbor, das Institut und
etablierte die molekulargenetische Diag-
nostik für erbliche Krebserkrankungen
und die häufigste genetisch bedingte
Lungenerkrankung, die Mukoviszidose.
Prof. Felbor transferierte ihre von der DFG
Neueste Sequenziermethoden in der Humangenetik
Hier trifft Tradition auf Innovation
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