Trotz hoher Standards in der Akutversorgung und der neurologischen Frührehabilitation sind in Deutschland derzeit ca. 30.000 Menschen auch nach einer stationären intensivmedizinischen Behandlung auf eine maschinelle Beatmung oder einen dauerhaften Zugang zur Luftröhre (Trachealkanüle) angewiesen. Die Versorgung dieser Patientinnen und Patienten erfolgt durch außerklinische Intensivpflegedienste und ist mit hohen Kosten verbunden. Insbesondere neurologische Patient*innen und, z. B. nach einem Schlaganfall, könnten jedoch ein großes Potenzial haben, sich langfristig zu erholen und erfolgreich von Beatmung bzw. Trachealkanüle entwöhnt zu werden. Dieses Erholungspotenzial wird derzeit aber nur bedingt ausgeschöpft, weil koordinierende-rehabilitative Strukturen und Prozesse im ambulanten Bereich fehlen. Hier soll OptiNIV Abhilfe schaffen. Durch eine strukturierte, spezialisierte langfristige Neurorehabilitationsunterstützung und eine Nachbetreuung der Patienten durch Neurorehabilitationsteams könnte es möglich sein, die häusliche Pflegesituation zu verbessern. Dadurch könnten sich mehr Menschen über einen längeren Zeitraum so weit erholen, dass sie nicht mehr auf eine Beatmung bzw. Trachealkanüle angewiesen sind. Im Erfolgsfall ist damit eine Verbesserung an Lebensqualität und gesellschaftlicher Teilhabe verbunden. In dem Projekt OptiNIV wird bayernweit ein neuer Diagnostik- und Behandlungspfade an der Schnittstelle von stationärer, neurorehabilitativer und ambulanter Versorgung entwickelt. Diese neue Versorgungsform umfasst ambulante Experten-Teams aus der neurologischen Frührehabilitation, welche die Patientinnen und Patienten regelmäßig zu Hause betreuen. Dabei kommt ein fachübergreifendes Assessment zur Identifikation des individuellen Entwöhnungspotenzials des*der Patient*in zum Einsatz. Die Entwöhnung von maschineller Beatmung/TK erfolgt dann ggf. während einer stationären neurologischen Intervallrehabilitation. Die Evaluation der neuen Versorgungsform erfolgt durch die AG Neurorehabilitation und Methoden der Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald sowie durch den Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre & Gesundheitsmanagement der Universität Greifswald. Die Studie wird als randomisierte kontrollierte Parallelgruppenstudie durchgeführt sowie durch eine gesundheitsökonomische Evaluation und Prozessanalyse ergänzt.
Ansprechpartner*innen:
Prof. Dr. Thomas Kohlmann
E-Mail: thomas.kohlmann[at]uni-greifswald.de
Dr. Esther Henning
E-Mail: esther.henning[at]med.uni-greifswald.de
Wenda Shamoon, M. Sc. PH
E-Mail: wenda.shamoon[at]med.uni-greifswald.de
Liste der wichtigsten Publikationen aus dem Projekt: