In der Community Medicine geht es oft um große Herausforderungen – von Bewegungsmangel über Ernährung bis hin zur psychischen Gesundheit. Damit Interventionen wirklich etwas bewirken, reicht ein gutes Bauchgefühl nicht aus. Was zählt, sind Maßnahmen, die nachweislich funktionieren. Und genau darum geht es beim evidenzbasierten Arbeiten.
Diese Seite gibt einen Einblick, wie wir Public Health-Interventionen Schritt für Schritt entwickeln – mit einem Fokus auf ein iteratives Vorgehen, individuelle Anpassung und den Einsatz digitaler Hilfsmittel.
Iterativ – Schritt für Schritt zur Wirksamkeit
Eine wirksame Intervention zu entwickeln ist eine Sache, eine in der Bevölkerung wirksame Intervention zu entwickeln eine ganz andere. Es erinnert ein wenig an die Arbeit von Ingenieur*innen bei der Konstruktion einer Maschine. Von der ersten Idee über die Analyse der Wirkmechanismen bis hin zu Entwürfen, Testreihen und dem ersten Einsatz.
Bei der Interventionsentwicklung gehen wir ähnlich vor und orientieren uns dabei am ORBIT-Modell. ORBIT steht für "Obesity-Related Behavioral Intervention Trials" und beschreibt einen iterativen Entwicklungsprozess, der es uns ermöglicht, empirisches Wissen in Interventionen umzusetzen.
Das Prinzip:
Die Intervention wird schrittweise in verschiedenen Studienphasen entwickelt, ähnlich der Entwicklung eines Medikaments. Auf diese Weise erkennen wir, was funktioniert und wo nachgebessert werden muss. Erst wenn alle Meilensteine einer Phase erreicht sind, geht die Studie in die nächste Phase über. Mit diesem evidenzbasierten Ansatz erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit, dass die Intervention in der Bevölkerung bedeutsame Effekte erzielt und in einer strengen Wirksamkeitsprüfung besteht.
Individualisiert – Passgenaue Ansprache für jede*n
Bei der Individualisierung werden Merkmale der einzelnen Person berücksichtigt bei gleichzeitiger Ansprache einer gesamten Bevölkerung. Ziel ist die Entwicklung von differenzierten Interventionsprogrammen mit den für die einzelne Person richtigen Botschaften.
Dafür nutzen wir gesundheitspsychologische Modelle wie das Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung. Es hilft uns zu verstehen, wo eine Person im Veränderungsprozess steht, z.B. ob sie bereits konkrete Pläne hat, schon aktiv ist oder (noch) keine Veränderung ihres Verhaltens in Betracht zieht.
So können wir individualisierte Motivierungsstrategien entwickeln, die Menschen genau dort abholen, wo sie stehen und dadurch für jede*n Einzelne*n eine hohe persönliche Relevanz haben.
Computerbasiert – Skalierbare Lösungen für die breite Anwendung
Bei einer bevölkerungsweiten Anwendung benötigen wir Interventionen, die es ermöglichen, Menschen individuell anzusprechen und sie zu einer Verhaltensänderung zu motivieren – und das bei realistischen Kosten. Eine vielversprechende Lösung dafür sind Computer-Expertensysteme.
Was genau ist ein Expertensystem?
Es handelt sich um ein automatisiertes System, das mit einer Person interagiert und ihr personalisiertes Feedback gibt. Dabei werden Informationen über die Person, z.B. über ihre Motivation zur Verhaltensänderung, gesammelt und mit Daten zu denselben Variablen aus Bevölkerungsstichproben verglichen. Auf dieser Grundlage gibt das System maßgeschneidertes Feedback und Empfehlungen.
Wie funktioniert das?
Das Expertensystem nutzt Wenn-Dann-Regeln, um basierend auf den gesammelten Informationen ein individuelles Feedback zu erstellen. Wenn sich eine Person zum Beispiel motiviert fühlt, wird sie ermutigt weiterzumachen. Nach zwei oder mehr Interaktionen kann das Expertensystem auch sehen, wie sich die Motivation entwickelt hat und entsprechend darauf reagieren.
Kooperationen:
Ausgewählte Forschungsprojekte: