An der Universität Greifswald gibt es deutschlandweit einzigartig den Forschungsschwerpunkt Community Medicine. Der Begriff kann etwas vereinfacht mit Bevölkerungsgesundheit übersetzt werden. Hierbei werden bevölkerungsbezogene repräsentative Daten und Biomaterialien zur gesundheitlichen Situation der Bevölkerung gewonnen. Aus diesen wird zum einen der Gesundheitszustand der Menschen genau beschrieben, zum anderen können kausale Ursachen von Volkskrankheiten erforscht und die Wirksamkeit von Interventionsprogrammen ermittelt werden.
Hierzu wurde 1997 der Forschungsverbund Community Medicine gegründet. Dabei zeichnet sich besonders die enge Vernetzung der verschiedenen Fachdisziplinen der Universität Greifswald aus, speziell zwischen dem klinischen Bereich, der Sozialepidemiologie und dem Institut für Community Medicine sowie dem Institut für Klinische Chemie. Der Forschungsverbund Community Medicine arbeitet dabei eng mit dem Forschungsverbund für Molekulare Medizin zusammen.
Mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Land Mecklenburg-Vorpommern ist dabei seit 1999 sehr erfolgreich der erste Survey zur Gesundheit der erwachsenen Bevölkerung SHIP (Study of Health in Pomerania) durchgeführt worden, der inzwischen mehrfach verlängert werden konnte.
Aufgrund der hervorragenden Ergebnisse und Erfahrungen im Erwachsenenbereich wurde sehr schnell die Notwendigkeit zur Etablierung einer Kinder- und Jugendsäule der Community Medicine erkannt. Dies wurde durch den wissenschaftlichen Beirat der Community Medicine bestätigt und sehr unterstützt.
Unter Federführung der Universitätskinderklinik, Abteilung Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin wurde ein Antrag zur Finanzierung dieser Säule als Neugeborenen-Survey im Rahmen der "Verbesserung der Leistungsfähigkeit der klinischen Forschung an den medizinischen Fakultäten der neuen Bundesländer" des BMBF eingebracht.
In einer Pilotphase wurden die umfangreichen Erhebungsinstrumente entwickelt und ständig verbessert. Dazu wurden auch zahlreiche externe Fachleute zur Beratung hinzugezogen. Die Organisation der Klinikanfahrten zu den beteiligten Entbindungseinrichtungen in Greifswald, Anklam und Wolgast sowie der Teilnehmergewinnung und Probensammlung verlief erfreulich unkompliziert. Große Unterstützung erhielt der Neugeborenen-Survey von allen beteiligten Entbindungseinrichtungen, Hebammen, Gynäkologen und Pädiatern sowohl im klinischen als auch im niedergelassenen Bereich.
Als Öffentlichkeitsarbeit wurde in Fernsehberichten, Radiosendungen und Zeitungsartikeln wiederholt über den Neugeborenen-Survey unter dem Namen "Community Medicine im Neugeborenenalter" berichtet. Zur Elterninformation wurde eine Informationsbroschüre entwickelt, die von den niedergelassenen Hebammen und den Entbindungseinrichtungen an alle Eltern verteilt wird und die sich als wichtigstes Informationsinstrument herausgestellt hat.
Nach Abschluss der Pilotphase begann in Greifswald und Wolgast die Studienphase am 12.05.2002. Aufgrund der damals unklaren Zukunftsaussichten des Lukas-Hospitals in Anklam verzögerte sich hier der Beginn der Studienphase bis 01.04.2003. Somit läuft seit April 2003 eine wirklich populationsbasierte repräsentative Erhebung zur gesundheitlichen Situation aller Neugeborenen und ihrer Familien in der Studienregion Ostvorpommern.
Der Neugeborenen-Survey "Community Medicine im Neugeborenenalter" erhielt 2003 in Anlehnung an SHIP den wissenschaftlichen Studiennamen SNiP (Survey of Neonates in Pomerania). Im Rahmen des "Neue-Bundesländer (NBL)"-Programms zur Entwicklung wissenschaftlicher Strukturen wird die Studie durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Ohne diese Förderung wäre SNiP niemals möglich geworden. Von 2009 bis 2012 war die SNiP-Studie ausgesetzt. Am 01.01.2013 startete SNiP II.
Die Studie wurde als prospektive, populationsbasierte Untersuchung entwickelt. Damit eignet sie sich insbesondere für eine Beurteilung der Inzidenz von Gesundheitsstörungen.
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