UMG live - Mitarbeiterzeitung 2 | 2016 - page 7

UMGlive
HEFT 2/2016
Titelthema
‒ Institut für Ethik und Geschichte der Medizin
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als die Klinik in die neuen Räumlichkeiten in der Fleisch-
mannstraße umzog. Ein schönes Beispiel ist der Otlaphari,
der das Zentrum jeder HNO-Praxis bildete, erklärt Dr. Bet-
tin. Der Name setzt sich aus den griechischen Worten Otus
(Ohr), larynx (Kehle), pharynx (Rachen) und rhino (Nase)
zusammen. Bis der Otlaphari aus der alten HNO-Klinik zu
einem Sammlungsstück, oder wie Dr. Bettin lieber sagt, zu
einem materiellen Zeugen geworden ist, wurden mit seiner
Hilfe noch jeden Tag Patienten untersucht. Abgelöst von ei-
nem moderneren Nachfolger, mit wahrscheinlich weniger
schönem Namen, ist der Otlaphari nun zu einem Geschich-
tenerzähler geworden. Es ist Hartmut Bettin wichtig, die Stü-
cke der Sammlung auszustellen, zum einen natürlich um die
Technik zu erhalten und den Menschen zu zeigen, wie die
Behandlung früher von statten ging, zum anderen auch um
zu zeigen, dass DDR-Technik entgegen der weit verbreite-
ten Meinung mitunter sehr solide war. Vor allem aber sieht
er die materiellen Zeugen als Aufhänger fürs Geschichten-
erzählen. Bei vielen Zeitzeugen wecken sie Erinnerungen an
die Vergangenheit und die Arbeit mit den Geräten, sodass
diese dann beginnen, von ihren persönlichen Erfahrungen
zu erzählen. Und so beginnen die Exponate der Ausstellung
weit mehr zu erzählen als nur über ihren Nutzen. Viele Be-
sucher der Ausstellung haben Erinnerungen an die mate-
riellen Zeugen, ob als Patient oder als damit arbeitende(r)
Schwester oder Arzt.
So können wir mit Herrn Bettin und seinen Mit-
arbeiterinnen zusammen aus einem nüchter-
nen Stück Technik eine lebendige Erinnerung
machen,
die wieder mit anderen geteilt wird und uns
auf diese Weise den Realitäten im DDR-Gesundheitswesen
von einer anderen Seite nähern. Nach dem Umzug des
Instituts aus der Walther-Rathenau-Straße in die Ellern-
holzstraße stehen nun auch neue Räumlichkeiten für die
Ausstellung zur Verfügung; hier sollen nach Abschluss
der Renovierungsarbeiten Dauerexponate neben wech-
selnden Ausstellungen für verschiedene medizinische
Fachbereiche gezeigt werden. Als nächstes Projekt wird
an ein elektronisches Portal gedacht, in dem von jedem
Besucher die Geschichte der Geräte fortgeschrieben wer-
den kann und die Wissensbasis beständig erweitert wird,
was sowohl für die Sammlung als auch für die Forschung
sehr interessant ist. Neben der Sammlung werden auch an
anderen Orten immer wieder Exponate gezeigt; die Aus-
stellung im Foyer der Universitätsbibliothek zum Beispiel
wurde vor wenigen Jahren sehr gut angenommen, erzählt
Herr Bettin, was ihn ein wenig überraschte. Für die Zukunft
ist die schrittweise und wohlüberlegte Umsetzung des auf
Zeitzeugeninterviews und Archivforschung basierenden
Sammlungskonzepts in den neuen Sammlungsräumen
des Instituts geplant. Dazu ist bereits ein Sammlungskata-
log erarbeitet worden, der ebenso wie ein völlig neuge-
stalteter medizinhistorischer Stadtführer über Greifswald
demnächst erscheinen soll.
An der Koordination der vielfältigen Aktivitäten in Forschung
und Lehre wirkt seit vielen Jahren unverzichtbar die Sekretä-
rin der Einrichtung Frau Susann Köhler mit. Nur über sie war
ein reibungsloser Umzug des Instituts in die neuen Räumlich-
keiten in der Ellernholzstraße möglich, so dass zu Beginn des
Jahres die Leitung des Instituts wohlgeordnet von Hartmut
Bettin an Sabine Salloch weitergegeben werden konnte.
Sabine Salloch vertritt als neue Leiterin eine sehr junge wis-
senschaftliche Disziplin an der Universität Greifswald, die
noch gar nicht so lange Teil der Approbationsordnung ist:
Medizinische Ethik. Sie erklärt, dass das Medizinstudium
sehr naturwissenschaftlich angelegt ist und die Studieren-
den vor allem lernen, den Menschen auf molekularer Ebe-
ne zu verstehen, also gewissermaßen das Technische am
menschlichen Körper.
JProf. Dr. Salloch in einem Seminar mit Medizinstudenten Hüter der Geschichte der UMG Dr. Hartmut Bettin
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