UMG live - Mitarbeiterzeitung 2 | 2016 - page 8

8
„Die Medizin sollte sich aber nicht als Naturwis-
senschaft verstehen“, mahnt Frau Salloch an,
„denn es geht um Menschen und um eine kom-
plexe soziale Praxis“.
Das heute ganz entscheidende
Prinzip der Selbstbestimmtheit des Patienten gegenüber
dem Arzt begann sich erst im 20. Jahrhundert zu entwickeln.
Die Rolle der Ärzte und der Pflege, wie wir sie heute kennen,
ist ganz allgemein in einem langen historischen Prozess ge-
wachsen. Wenn man zum Beispiel daran denkt, dass die Me-
dizin sich heute in verschiedene Fachbereiche aufteilt und
sich einige Spezialisten mit nur wenigen Krankheitsbildern
beschäftigen, zeigt das den großen Wissenszuwachs, der in
den letzten Jahrhunderten die Arbeit von Medizinern und
die Chance auf Heilung der Patienten völlig verändert hat.
Auch die Pflege spezialisiert sich, wie etwa im
Rahmen der Akademisierung der Pflegeberufe
deutlich wird ‒ und dennoch sagt Frau Salloch
müssen hinterher wieder alle zusammen ar-
beiten, denn ein Patient hat häufig mehrere
Probleme, die zwar von verschiedenen Spe-
zialisten behandelt werden, aber nicht von-
einander zu trennen sind. Zum einen ist dies
für die Behandlung wichtig, zum anderen gibt es
dem Patienten Sicherheit, wenn er sich nicht wie eine
Maschine vorkommt, die mal hier, mal da repariert wird, son-
dern sich mit seinen Sorgen und Gedanken zu seiner Krank-
heit aufgehoben und ernstgenommen fühlt. Genau deshalb
ist es auch wichtig, dass Studienplätze für Medizin nicht nur
nach guten Schulnoten vergeben werden, sondern, dass es
wie in Greifswald eigene Auswahlverfahren gibt, in denen die
Bewerber auch hinsichtlich ihrer sozialen Qualitäten unter
die Lupe genommen werden. Wenn sie dann einmal ange-
nommen sind, besuchen die Studenten auch Seminare und
Vorlesungen zur Medizingeschichte und zur medizinischen
Ethik, in denen anhand ganz konkreter medizinischer Fälle
ethische Fragestellungen erörtert werden.
Runder Tisch im Büro von JProf. Dr. Salloch ‒
hier lässt es sich gut diskutieren
Die Dokumentarin Ramona Meißner-Kellotat ‒ bis zur Eröffnung
der neuen Ausstellung ist noch viel zu tun
Der Otlaphari ‒ materieller Zeuge und Geschichtenerzähler
Titelthema
‒ Institut für Ethik und Geschichte der Medizin
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,...32
Powered by FlippingBook