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Demenzsensibles Krankenhaus der Universitätsmedizin Greifswald

Herausforderungen der Versorgung älterer Menschen im Krankenhaus

Aufgrund der demographischen Entwicklung werden zunehmend ältere Patient*innen im Krankenhaus behandelt. Darunter sind viele Patient*innen mit leichten Einschränkungen kognitiver Funktionen oder einer Demenz, welche den Heilungsprozess bei Älteren verlangsamen oder erschweren können, selbst wenn sie für eine andere Erkrankung behandelt werden. Daher bedürfen diese Patient*innen einer speziellen medizinischen und pflegerischen Betreuung sowie die Beachtung spezieller medizinischer und pflegerischer Besonderheiten. Vor allem das Delir (akuter Verwirrtheitszustand) tritt häufiger auf. Das Delir ist gefürchtet, weil es nicht nur die Behandlung negativ beeinflusst, sondern auch zu langanhaltenden Verschlechterungen kognitiver Funktionen führen kann. Erfolgt eine adäquate Betreuung der Patient*innen, lassen sich solche Komplikationen häufig verhindern.

Risiko/ Ursachen eines Delirs

Das Delir ist eine akute Störung des Bewusstseins und stellt immer eine Notfallsituation dar. Es  bedarf sofortiger Diagnostik und Therapie! Gefährdet sind besonders ältere, kognitiv eingeschränkte Patient*innen. Kognitive Einschränkungen werden im vertrauten Alltag noch kompensiert (d.h. sie fallen nicht auf), meist ist eine akute Veränderung der Lebenszustände und des Ortes sowie noch eine zusätzlich hinzukommende körperliche Belastung der Auslöser eines Delirs. Prinzipiell kann jede Erkrankung oder Verletzung ein Delir auslösen- je schwerer die Erkrankung/ je länger die OP/ etc., desto wahrscheinlicher wird die Delirauslösung. Zudem können auch die Polypharmazie sowie delirogene Medikamente Risikofaktoren darstellen.

Alternative Bezeichnungen eines Delirs

  • Akute Bewusstseinsstörung (Verwirrtheitszustand)
  • Plötzliche Funktionsstörung des Gehirns
  • Körperliches (somatisches) Geschehen mit einer Bewusstseinsstörung (frühere Bezeichnungen wie ein Durchgangssyndrom oder Hirnorganisches Psychosyndrom sind heutzutage nicht mehr gebräuchlich)

Mögliches Auftreten folgender Symptome:

  • Plötzlicher Beginn mit fluktuierendem Verlauf
  • Gestörte Aufmerksamkeit, z. B. abnorme Schläfrigkeit, schnelle Ablenkbarkeit
  • Gestörte Orientierung, z.B. örtlich, zeitlich, zur Person, situativ
  • Gestörte Wahrnehmung, z.B. akustische und optische Wahrnehmung von Dingen, welche nicht wirklich vorhanden sind
  • Gestörter Schlaf- Wachrhythmus > in der Nacht wach, tagsüber schlafend
  • Starke geistige und körperliche Unruhe oder Antriebslosigkeit und Verlangsamung
  • Denkstörungen z.B. überzeugt zu sein, verfolgt, bedroht oder vergiftet zu werden

Folgen eines Delirs

Das Auftreten eines Delirs erhöht das Risiko, eine Demenz zu entwickeln oder zu verstärken. Dies könnte z.B. die Pflegebedürftigkeit eines*einer Patient*in bedeuten, welcher zuvor noch selbstständig oder mit etwas Unterstützung Zuhause gelebt hat. Es hat sich gezeigt, dass ca. 40 Prozent von zuvor selbstversorgenden Patiente*innen nach Entlassung in einer Pflegeeinrichtung untergebracht werden mussten bzw. keine eigenständige Versorgung mehr möglich war. Insgesamt sind neu aufgetretene kognitive Störungen nur in 50 Prozent der Fälle reversibel, die Sterblichkeit bei nicht erkannten bzw. korrekt behandelten Delir kurzfristig erhöht (20-fach) und der Krankenhausaufenthalt verlängert sich deutlich.

Ein Delir lässt sich, trotz aller Anstrengungen nicht immer vermeiden. Daher ist es uns ein großes Anliegen, die uns anvertrauten Patient*innen, welche aufgrund einer anderen Erkrankung an die Klinik kommen, optimal zu versorgen. Wir möchten durch gezielte Interventionen unseres multiprofessionellen sowie interdisziplinären Teams die bestmöglichste Delirvorbeugung während des Krankenhausaufenthaltes gewährleisten.

Durchführung

  • Gezielte Betreuung aller stationären Patient*innen ab 65 Jahren
  • Kurze Testung der Gedächtnisleistung zu Beginn des stationären Aufenthaltes
  • Spezielle Betreuung gefährdeter, älterer Patient*innen auf den Stationen
  • Überprüfung der aktuellen Medikation sowie Abstimmung notwendiger Medikamente von delirgefährdeten Patient*innen durch Apotheker*in/ Neurologe*in
  • Frühe und weiterführende Behandlung eines Delirs
  • Regelmäßige Schulungen pflegerischer, ärztlicher sowie sonstiger Mitarbeiter*innen
  • Beratung, Aufklärung und Einbeziehung von Angehörigen sowie Bezugspersonen
  • Austausch mit nachbehandelnden Organisationen (z.B. Reha) sowie Hausärzte*innen der Patient*innen
  • Einleiten einer weiterführenden Diagnostik bei V.a. eine Demenzerkrankung

Unser interdisziplinäres sowie multiprofessionelles Team, bestehend aus Neurologen, einer Assistenzärztin und einer Apothekerin sowie vier Pflegekräften, kümmert sich gezielt um alle Patienten ab 65 Jahren, welche sich an der Universitätsmedizin in Behandlung befinden. Zusammen wollen wir alle älteren (kognitiv eingeschränkten) Patienten optimal während ihres Krankenhausaufenthaltes begleiten und ein Delir verhindern.

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Ärztliche Leitung

Prof. Dr. Agnes Flöel
Klinikdirektorin der Klinik für Neurologie

E-Mail: agnes.floeelmed.uni-greifswaldde

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Stellv. ärztliche Leitung

Dr. Robert Fleischmann
Oberarzt der Klinik für Neurologie

E-Mail: robert.fleischmannuni-greifswaldde

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Teamleitung

Liane Janßen
Krankenschwester/ Pflegeexpertin für Menschen mit Demenz/ Pflegetrainerin

Tel.: 03834 86-7666
E-Mail: Liane.Janssenmed.uni-greifswaldde

 

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Clinician Scientist

Sophie Leroy
Assistenzärztin

E-Mail: sophie.leroymed.uni-greifswaldde

 

 

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Dipl. Pharmazeutin

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  • Uniklinik Greifswald: Projekt für Delir-Patienten gestartet
    12.08.2021 ∙ Nordmagazin ∙ NDR Mecklenburg-Vorpommern

    Wir danken dem NDR für diesen informativen und einfühlsamen Beitrag über unser Projekt „demenzsensibles Krankenhaus“. Um Missverständnisse zu vermeiden: Das Pilotprojekt ist erst einmal für zwei Jahre abgesichert, aber selbstverständlich arbeiten wir intensiv darauf hin, das Ganze an der Unimedizin Greifswald zu verstetigen. Ob und wie viele neue Kolleg*innen wir dann einstellen (können), ist aber noch offen.

 

 

 

Kontaktadresse