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Zwei Nachwuchsforschende über ihren ersten DFG-Antrag

Dr. Ruba Al Abdulla vom Institut für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie und Dr. Robin Pilz vom Institut für Humangenetik: Zwei Forschende, die zum ersten Mal erfolgreich einen DFG-Antrag gestellt haben. Im Gespräch erzählen sie uns, woran sie forschen und wie man einen solchen Antrag angeht.

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Sie beide stehen viel im Labor, haben aber mit ganz unterschiedlichen Themen zu tun. Erzählen Sie mal!

Ruba Al Abdulla: Das hängt eigentlich vom jeweiligen Forschungsvorhaben ab. Es gibt Phasen, in denen ich 80 Prozent meiner Arbeitszeit im Labor verbringe. Das war zum Beispiel in der Zeit, als ich die Daten für meinen DFG-Antrag generiert habe. Aktuell ist es bei mir recht ausgeglichen: Arbeit im Labor, am PC und in der Lehre. Prinzipiell bin ich aber in der Grundlagenforschung tätig und beschäftige mich mit neuen Ansätzen der Krebstherapie.

Robin Pilz: Bei mir ist das ebenfalls geteilt. Zum einen mache ich molekulargenetische Diagnostik, bin also auch in der Patientenversorgung eingebunden. Als Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs machen wir am Institut verschiedene humangenetische Analysen. Diese bewerte ich und schreibe Befunde. Zum anderen bin ich – wie Ruba – in der Grundlagenforschung und der Lehre tätig. Mein Schwerpunkt bezieht sich aber auf Gefäßfehlbildungen im Gehirn und Rückenmark.

 

Und darum geht es auch in Ihrem nun bewilligten DFG-Projekt?

R. Pilz: Genau. Was unsere Greifswalder Humangenetik ganz besonders macht, ist unsere Arbeit an sogenannten Organoiden. Das sind quasi im Labor gezüchtete Mini-Organe, die man aus Stammzellen entwickeln kann. Man hat dann dreidimensionale Gebilde mit unterschiedlichen Zelltypen, die den Strukturen im menschlichen Körper sehr ähnlich sind. In unserer Arbeitsgruppe haben wir mit Gefäß-Organoiden erstmals eine bestimmte Erkrankung nachgebildet. Die nennt sich zerebrale kavernöse Malformation, eine Gefäßfehlbildung im Gehirn.

 

Das klingt nach viel Vorarbeit…

R. Pilz: Das DFG-Projekt ist auch vielmehr eine Weiterführung von dem, was wir bereits etabliert haben. Wir wollen nun ein noch besseres Modell entwickeln und zudem eine moderne Technologie, genannt CRISPR-Interferenz, anwenden, um gezielt Gene herunterzuregulieren.

 

Frau Al Abdulla, haben Sie Ihr DFG-Projekt auch so umfangreich vorbereitet?

R. Al Abdulla: Angefangen hat das mit einer Anschubfinanzierung, die ich über den Forschungsverbund der UMG erhalten habe. Mit dem Geld konnte ich Pilot-Experimente durchführen, in denen sich zeigte, dass die Proteostase – also das Gleichgewicht zwischen Proteinsynthese und -abbau – mit einer bestimmten Form des Zelltods, genannt Ferroptosis, zusammenhängt. Dieser Zusammenhang spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer Krebstherapien, weil wir gezielt Krebszellen zerstören können, ohne dabei die gesunden Zellen zu zerstören. Durch diese Anschubfinanzierung hatte ich also Zeit und Geld für die Datengenerierung. Zum anderen war es eine gute Übung als Vorbereitung für einen DFG-Antrag.

R. Pilz: Das ging mir genauso! Die Anschubfinanzierung war eine gute Möglichkeit, Vorarbeiten zu leisten und sich mit organisierter Antragstellung zu befassen.

 

Gibt es noch weitere Tipps, die Sie Nachwuchswissenschaftler*innen, die vor ihrem ersten DFG-Antrag sitzen, mitgeben können?

R. Pilz: Zunächst einmal viel Zeit einplanen, um das Projekt gut zu durchdenken und einen Arbeitsplan zu erstellen. Es ist auch sinnvoll, alte Anträge mit den dazugehörigen Reviewer-Kommentaren zu lesen. So weiß man, was Gutachtern gefällt oder was eher schlecht ankommt und wie man formulieren soll.

R. Al Abdulla: Das stimmt. Ich habe schon zweimal erfolglos Förderungsanträge geschrieben. Diese Kommentare haben mir gezeigt: Das Problem war gar nicht der wissenschaftliche Teil, sondern meine Formulierungen. Maria Moynihan vom Zentrum für Forschungsförderung und Transfer war mir dann eine große Hilfe. Sie wusste genau, welche Phrasen in solche Anträge hineingehören.

 

Ist es nicht grundsätzlich gut, jemanden an seiner Seite zu haben, der Erfahrungen in solchen Anträgen hat?

R. Pilz: Auf jeden Fall, ich habe von meinem Team und insbesondere von Frau Prof. Felbor viel Unterstützung bekommen. Diese Erfahrungswerte hat man als Nachwuchswissenschaftler nicht unbedingt.

R. Al Abdulla: Ich bin sogar noch weiter gegangen, denn Frau Prof. Krüger ist Mitantragstellerin meines DFG-Projekts. Diese Kombination aus Senior und Junior kamen gut an. Ein Gutachter hinterfragt immer, ob ein junger Nachwuchswissenschaftler das alleine schaffen kann und ob das Geld gut investiert ist. Aber steht da ein Mentor mit Erfahrungen an seiner Seite, hat das auch eine Signalwirkung. Was mir auch sehr geholfen hat, war der Austausch im Mentoring-Programm der Uni und die Workshops, die ich über die Domagk Master Class der UMG finanzieren konnte.