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Klinik für Innere Medizin der Universitätsmedizin Greifswald trauert um emeritierte Kollegin Prof. Hannelore Bernhardt

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Am 21. Januar 2020, vier Tage vor ihrem 86. Geburtstag, ist Frau Prof. Dr. rer. nat. Hannelore Bernhardt friedlich entschlafen. Frau Prof. Bernhardt wurde am 25. Januar 1934 in Schneidemühl (Posen-Westpreußen) geboren, hat in Greifswald Biologie und Mikrobiologie studiert und 1957 mit dem Diplom abgeschlossen. Anschließend war sie Assistentin der Medizinischen Klinik und promovierte sich zum Dr. rer. nat.; 1970 erfolgte die Habilitation und die Beförderung zur Oberassistentin und Leiterin der Abteilung für Klinische Biologie. 1981 legte Hannelore Bernhardt den Fachabschluss Mikrobiologie und Infektionsschutz ab, wurde 1986 zur außerordentlichen Professorin ernannt und übernahm 1992 auf einer C3-Professur die Leitung der dann umbenannten Abteilung für Klinische Mikrobiologie an der Medizinischen Klinik. Im Jahr 2000 trat sie in den Ruhestand.

Die Forschung auf dem Gebiet der Mikrobiologie des menschlichen Gastrointestinaltraktes wurde in Greifswald in den 1920er Jahren von Viktor van der Reis begründet und nach der deutschen Teilung von Hannelore Bernhardt auf internationalem Niveau weitergeführt. Frau Prof. Bernhardt wurde zu einem der frühen Pioniere der gastrointestinalen Mikroökologie des Menschen, ein Fachgebiet, das heute unter dem neuen Begriff der Mikrobiomforschung erneut zu den Forschungsschwerpunkten ihrer damaligen Klinik gehört.

Ihre wissenschaftlichen Arbeiten zu DDR Zeiten waren auch im anderen Teil Deutschlands bekannt und geschätzt. Bekannte deutsche Mikrobiologen wie Jörg Hacker, Hans Günter Schlegel und Gerhard Gottschalk haben wegen ihrer Expertise in der  Mikrobenökologie unmittelbar nach der Wende den Kontakt zu Hannelore Bernhardt gesucht und sie in die ihr vorher weitgehend verschlossene wissenschaftliche Gemeinschaft aufgenommen.

Sie hat eines der ersten Labore zur Kultivierung anaerober menschlicher Bakterien in der DDR aufgebaut und sich später auf mykologische Diagnostik und die Erforschung humaner Pilzerkrankungen spezialisiert. Zwischen 1977 und 1990 richtete sie 5 nationale und internationale Symposien zur Gastrointestinalen Mikroflora des Menschen aus, bei denen sie auch ihre eigenen Untersuchungen zur Mikroflora russischer Kosmonauten vorstellte. Sie war ab 1993 gewähltes Vorstandsmitglied der deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft (DMykG) und von 1996-1999 deren Vorsitzende, ebenso wie beim Kongress der europäischen Mykologischen Gesellschaft in Dresden im Juni 1999.

Hannelore Bernhardt hat über 190 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht, mehrere Handbuch- und Monographiebeiträge, zwei Monographien sowie 281 Vorträge. Noch 11 Jahre nach ihrer Emeritierung verfasste sie wissenschaftliche Arbeiten, die von der Mykologie bis zur bakteriellen Übersiedlung des Dünndarms und den mikrobiologischen Komplikationen von Leber- und Pankreaserkrankungen reichten. Bis zum vergangenen Jahr war sie ein regelmäßiger und aktiver Teilnehmer der Greifswalder Gastroenterologie Gespräche. 

Die Mitarbeiter und Alumni der Klinik für Innere Medizin trauern um den Verlust einer stets herzlichen und der Klinik über mehr als 60 Jahre verbundenen Kollegin.

 

Prof. Dr. Markus M. Lerch                          Prof. Dr. Günter Kraatz                                Prof. Dr. Manfred Knoke