Schwerpunkt 1 (Gastro-Intestinale Tumoren)
Das onkologische Zentrum Vorpommern behandelt schwerpunktmäßig alle Tumorkrankungen des Gastro-Intestinal-Trakts. Hierzu gehören sämtliche Therapieformen die der besten Behandlung der Erkrankung dienen. Unsere Patienten profitieren von einer großen interdisziplinären Zusammenarbeit der verschiedensten Fachabteilungen in der Universitätsmedizin Greifswald und umliegenden Kliniken sowie mit den ambulant tätigen Kollegen in der hausärztlichen und onkologischen Versorgung.
Wird ein Tumor erkannt, ist es wichtig, Größe und Ausdehnung des Tumors festzustellen und zu klären, ob sich bereits Metastasen gebildet haben. Ist das der Fall, entscheiden wir, ob wir unserem Patienten zur Vorbehandlung eine Chemotherapie vorschlagen oder den Tumor gleich operativ entfernen. In unseren wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenz beraten unsere Fachexperten und erstellen für jeden einzelnen Patienten ein individuelles Therapiekonzept. Im Mittelpunkt steht immer das Bestreben, unseren Patientinnen und Patienten eine ebenso wirkungsvolle wie schonende operative Behandlung anzubieten, möglichst mittels minimal-invasiver Verfahren.
Vor, während und nach der Behandlung sind neben Medizinern und Pflege auch Psychoonkologen, Sozialarbeiter, Seelsorger und Ernährungsspezialisten in die Behandlung mit einbezogen.
Der Speiseröhrenkrebs (Ösophagus Karzinom) ist in Deutschland mit ca. 5.000 Neuerkrankungen pro Jahr immer noch eine seltene Tumorerkrankung. Allerdings zeigt in den letzten 30 Jahren eine bestimmte Spielart dieser Erkrankung (Adeno-Karzinom = Barrett-Karzinom) den stärksten Anstieg in der Häufigkeit. In der Vergangenheit überwiegten Tumorerkrankungen des oberen und mittleren Abschnittes der Speiseröhre, welche sehr spät erkannt werden und eine eher schlechte Prognose haben. Diese Erkrankung steht in einem engen Zusammenhang mit regelmäßigem Nikotin- und Alkoholgenuss.
Die Mehrheit der heute diagnostizierten Karzinome haben ihren Ausgangspunkt im Übergangsbereich zwischen Speiseröhre und Magen. Mit ursächlich für diese ist das Aufsteigen von Magensäure in die Speiseröhre, das sogenannte Sodbrennen (Reflux). Die Schleimhaut der Speiseröhre ist sehr empfindlich gegenüber aggresivem Magensaft, so kommt es zu Entzündungen. Mit Fortbestand dieser Entzündung verändert sich die Schleimhaut, so dass es zur Aubildung einer Ersatzschleimhaut kommt. Diese so genannte Barrett-Schleimhaut stellt eine Krebsvorstufe dar. Je länger diese Veränderungen bestehen, desto höher wird das Krebs-Risiko. Etwa 5% dieser Patienten entwickeln innerhalb von 10 Jahren ein Karzinom.
Für beide Erkrankungen gilt, dass ein frühzeitiges Erkennen des Krebses die Aussichten auf Heilung verbessert. Insbesondere beim Barrett-Karzinom ist es möglich bereits die Krebsvorstufen zu entdecken und damit die Ausbildung eines bösartigen Tumors zu vermeiden oder den Tumor in einem sehr frühen Stadium zu behandeln.
Um eine optimale Behandlung dieser bösartigen Erkrankung zu gewährleisten, ist die Kooperation vieler Spezialisten erforderlich. Die Behandlung kann medikamentös, durch Strahlentherapie, durch endoskopische Verfahren, durch eine Operation oder wie in den meisten Fällen durch eine Kombination verschiedener Methoden erfolgen. Diese Zusammenarbeit ist im onkologischen Zentrum Vorpommern gegeben.
Die Zahl der Magenkrebsdiagnosen nimmt in den letzten Jahren insgesamt ab, aber er es handelt sich immer noch um eine der häufigsten Tumorerkrankungen. Wie bei allen Krebsarten ist eine frühzeitige Diagnosestellung entscheidend um diese Erkrankung vollständig zu heilen. Hierfür ist eine Vielzahl von Spezialuntersuchungen erforderlich. Dies setzt eine enge Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten voraus. Im onkologischen Zentrum Vorpommern ist dies gewährleistet.
Zunächst muss die Frage der Tumorgröße, eventueller Tochtergeschwülste und der Beteiligung von Nachbarorganen geklärt werden. Wenn das Stadium der Erkrankung feststeht, wird das weitere Vorgehen in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz festgelegt. Häufig besteht die Behandlung aus einer Kombination von Chemotherapie und anschließender Operation. In manchen Fällen kann auch eine Strahlentherapie in Frage kommen. Ziel ist die vollständige operative Entfernung des Tumors und der zugehörigen Lymphknoten. Durch die Zusammenarbeit der verschieden Disziplinen gelingt in vielen Fällen eine vollständige Heilung.
In der Regel wird im Rahmen der Operation der gesamte Magen oder der größte Teil des Magens entfernt. Dies bedeutet für den Patienten, dass eine vollständige Umstellung der Essgewohnheiten erforderlich ist. Trotzdem ist ein Leben ohne Magen mit guter Lebensqualität möglich. Hier erfolgt eine eingehende Beratung durch unsere speziell geschulten Ernährungsberater.
Im Vordergrund des breiten Behandlungsspektrums am onkologischen Zentrum Vorpommern steht die fachübergreifende Therapie von Tumorerkrankungen der Leber, der Gallenwege und der Gallenblase.
Mit ca. 1,5 % aller Krebserkrankungen ist Krebs der Gallenblase oder der Gallenwege sehr selten, wobei Frauen etwa dreimal so häufig wie Männer betroffen sind. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 60. bis 80. Lebensjahr. Am häufigsten tritt dieser Tumor im Bereich der Leberpforte auf. Je nach Stadium des Tumors, Alter und Allgemeinzustand des Patienten entscheiden wir in unserer interdiziplinären Tumorkonferenz über Therapieplan festgelegt. Prinzipiell sind Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie möglich. Die primäre Behandlung ist die operative Entfernung des Krebses, bei der oft zusätzlich größere Teile der Leber entfernt werden müssen.
Speziell Lebererkrankungen bieten als System-, Stoffwechsel-und Entzündungserkrankungen mit Ausbildung von Tumoren (Neoplasmen) eine große Bandbreite für komplexe medizinische Problemstellungen, welche sich an unterschiedliche medizinische Fachrichtungen richten. Bösartige Lebererkrankungen gehören zu den weltweit am meisten verbreiteten Tumoren. Auch ist die Leber von allen Organen am häufigsten von Tumoren betroffen. Dies gilt für Primärtumore der Leber, aber auch für die Tumorabsiedelungen (Metastasen), deren Ursprung Tumore anderer Organe sind. Dies können Darmtumore (Kolonkarzinom und Rektumkarzinom), Brustkrebs (Mammakarzinom), Hautkrebs (Melanom), Bauchspeicheldrüsenkrebs und das Magenkarzinom sein. Nur fünf Prozent aller Lebermetastasen lassen sich mit einer Heilungschance chirurgisch entfernen, dies bei einer 25- bis 35-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass der Patient noch weitere fünf Jahre lebt. Jede Therapie ist je nach Stadium und Typ der Leberkrebserkrankung individuell ausgerichtet und bedarf der intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den genannten Bereichen. Beim Leberzellkarzinom (HCC) ist eine völlige Heilung nur durch eine operative Entfernung oder eine Lebertransplantation zu erreichen. Die Entscheidung für eine Operation eines Leberkarzinoms ist vom Stadium der Erkrankung abhängig.
Am onkologischen Zentrum Vorpommern sind alle Vorraussetzungen für eine interdisziplinäre Behandlung von Gallenwegs- und Lebertumoren gegeben.
Neuroendokrine Tumoren (NET) treten relativ selten auf und können im gesamten Organismus vorkommen, da sie von den über vorhandenen neuroendokrinen Zellen ausgehen. Sie entstehen zu 70% im Gastrointestinaltrakt. Die Inzidenz wird auf ca. fünf Neuerkrankungen/100000 Einwohner und Jahr geschätzt. Die Bezeichnung leitet sich aus ihrer Verwandtschaft mit neuralen und endokrinen Zellen ab. Die Ätiologie ist nicht bekannt. Einige NET haben einen genetischen Hintergrund.
NET wachsen meist langsam, viele sind aber bereits bei Diagnosestellung metastasiert. Klinisch werden funktionell aktive NET, die durch unkontrollierte autonome Freisetzung biochemisch nachweisbarer spezifischer Hormone und klinische Hypersekretions-Syndrome charakterisiert sind, und die häufigeren inaktiven NET differenziert.
Gemeinsames Merkmal ist der histologische Nachweis von Chromogranin A und Synaptophysin. Als bildgebende Standards gelten Ultraschall, Endoskopie, Endosonographie, CT, MRT und Rezeptor-PET/CT, biochemisch die Bestimmung von Chromogranin A und exzessiv ausgeschütteten Hormonen. Nach Klassifikation und Erhebung bestimmter WHO (Welt-Gesundheitsorganisation)- Parameter ist eine relativ präzise Einordnung, prognostische Einschätzung, standardisierte Diagnostik, Behandlungsstrategie und Nachsorge von NET möglich.
Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) sind die häufigsten Sarkome des Verdauungstraktes. Ihre Inzidenz wird auf 1,5 Neuerkrankungen/100000 Einwohner und Jahr geschätzt. Die Ätiologie ist nicht bekannt. Die klinische Symptomatik variiert in Abhängigkeit von der Lokalisation und Größe des GIST. Der überwiegenden Zahl von GIST liegen molekularpathologisch aktivierende Mutationen zugrunde. Spezifische Mutationen in bestimmten Genanteilen haben prognostischen Wert und besitzen für die Therapie Bedeutung. Endoskopie, Endosonographie und CT sind die wichtigsten diagnostische Pfeiler. Die Chirurgie und die Chemotherapie sind die Säulen der Behandlung. Nur die vollständige Entfernung bietet einen heilenden Ansatz. Für die Beurteilung des Therapieansprechens und die Nachsorge von GIST ist das CT das bildgebende Verfahren der Wahl.
Das relativ seltene Auftreten von NET und GIST erfordert eine enge interdisziplinäre Kooperation zwischen klinisch tätigen Ärzten, Gastroenterologen, Pulmologen, Endokrinologen, Chirurgen verschiedener Disziplinen, Onkologen, Nuklearmedizinern, Radiologen, Labormedizinern, die in unserem onkologischem Zentrum Vorpommern gewährleistet ist.