Über 700 Covid-19-Patienten wurden mobil überwacht +++ Jetzt kein Bedarf mehr erkennbar
Mobile Sauerstoffmessung erfolgreich abgeschlossen
Die Unimedizin Greifswald stellt die mobile Überwachung der Sauerstoffsättigung im Blut bei Covid-Patienten ein. Über 700 Betroffene waren seit Herbst 2020 über ein kleines Messgerät und eine App dauerhaft beobachtet worden. So wurde ein unbemerktes Absinken verhindert. Zugleich hat das UMG-System zahlreiche Krankenhausaufenthalte erspart. Jetzt geht die erfolgreiche App vom Netz: Es gibt keinen Bedarf mehr.
Eine Zeit lang kam es für viele Corona-Patienten nach einer oder anderthalb Wochen zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands. Die Sauerstoffsättigung fiel ab, die Folge war Kurzatmigkeit. Doch manche Betroffene verspürten zwar ein Krankheitsgefühl, aber keine wirkliche Atemnot. Das konnte gefährlich werden, weil der Mangel unentdeckt blieb und Organe über einen längeren Zeitraum unterversorgt blieben. Die Patienten mussten anschließend stationär versorgt werden, oft sogar intensivmedizinisch.
Vor fast zwei Jahren begann das Projekt SepsisDialog der Unimedizin Greifswald damit, positiv getesteten Menschen aus den Landkreisen Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen über ein kleines Messgerät für Sauerstoff und die App zu helfen: Betroffene konnten freiwillig Symptome in ihr Smartphone eingeben, sobald sie sich angemeldet hatten. Verschlechterte sich der gemessene Sauerstoffwert, kontaktieren die UMG-Mitarbeitenden die Patienten telefonisch oder über die App und gaben Empfehlungen. Dazu gehörte bei etwa fünf Prozent der Teilnehmenden die Empfehlung, sich ins Krankenhaus zu begeben. In besonders schweren Fällen wurde sogar der Rettungsdienst hinzugezogen.
„Wir haben damit viele schwere Verläufe verhindern können“, erklärt Dr. Matthias Gründling, Intensivmediziner an der Greifswalder Unimedizin und Initiator des Projekts: „Zugleich haben wir insbesondere die Intensivstationen entlastet.“ Insgesamt wurden 720 Patienten überwacht. Einen Großteil der Kosten hatte bis Ende des abgelaufenen Jahres der Bund getragen. Zuletzt war das Land MV eingesprungen und hatte das Personal, die Software und die Verteilung der Meßgaräte für das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern finanziert. Die Pulsoximeter lagen in Krankenhäusern und Apotheken im gesamten Bundesland zur Abholung bereit.
Jetzt hat die UMG die Überwachung per App beendet. „Die Krankheitsverläufe sind vor allem durch die Impfungen sehr viel milder, sodass der Bedarf nicht mehr besteht“, begründet Gründling das Auslaufen. Hinzu komme, dass die Omikron-Variante weitaus seltener zu einem starken Absinken der Sauerstoffsättigung und schweren Verläufen führe.
„Wir danken der Politik auf Bundes- und Landesebene, dass sie dieses Modellprojekt finanziell unterstützt und damit letztlich erst möglich gemacht hat“, unterstreicht Prof. Uwe Reuter, Ärztlicher Vorstand der Unimedizin Greifswald: „Gleichzeitig haben wir bewiesen, wie wichtig die Kombination von bestmöglicher Versorgung der Patienten im ambulanten und stationären Bereich sowie universitärer Forschung ist. Das wurde allgemein anerkannt.“ Das Vorgehen der ambulanten Überwachung von Risikopatienten oder Patienten mit akuten Erkrankungen könne zukünftig auch für andere Krankheitsbilder genutzt werden.