IPL-Seminar

Interprofessionelles Lernen und Lehren

Medizinstudierende und Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege üben gemeinsam die Versorgung von kritisch erkrankter Patienten

Historisch gewachsene und monoprofessionell organisierte Ausbildungsstrukturen in den Gesundheitsberufen bieten nach wie vor wenig Gelegenheit für gemeinsames Lernen auf dem Weg zum/r Arzt/Ärztin bzw. Gesundheits- und Krankenpfleger/in. Vor diesem Hintergrund haben die Klinik für Anästhesiologie und die Berufliche Schule an der Universitätsmedizin Greifswald gemeinsam mit der Praxisanleitung das Projekt „Erhöhung der Patientensicherheit durch die Integration von interprofessionellem Human Factor-Training in die Ausbildung von Gesundheitsberufen" initiiert. Nach einer zweijährigen Pilotphase zur Evaluation des Kurskonzeptes trainieren seit dem Sommersemester 2016 nun jährlich etwa 140 Medizinstudierende und 140 Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege die leitliniengerechte Versorgung von Notfallpatienten. Das gemeinsame Training soll insbesondere die Koordinierungsleistungen des interprofessionellen Behandlungsteams im späteren Berufsalltag stärken. Die Medizinstudierenden durchlaufen das Kursangebot im Rahmen des Blockpraktikums (2. Studienabschnitt), die Schüler im 1. und 2. Jahr ihrer Ausbildung.

Medizinstudierende und Pflegeschüler erhalten zunächst eine theoriebasierte Einführung zur leitliniengerechten Versorgung von Notfallpatienten (Advanced Cardiovascular Life Support) und der Teamkommunikation nach dem Crew Ressource Management-Ansatz. Die praktische Umsetzung wird unter fachlicher Anleitung in Skill-Stationen geübt. Anschließend sind die Studierende und Schüler/innen gefordert, das Erlernte in die Versorgung simulierter Notfallpatienten einzubringen. In der Simulation kommen hochtechnisierte und auf konkrete Krankheitsbilder programmierbare medizinische Trainingsmannequins zum Einsatz. Das fachliche Vorgehen und die Teamarbeit werden intensiv trainiert: Welche Medikamente sollen verabreicht werden? Werden Anweisungen klar kommuniziert? Auf welche Weise wird Rückmeldung gegeben? Im Anschluss an ein Szenario erhalten die Teams ein professionelles Feedback der eigens ausgebildeten Kurs-Instruktoren aus Medizin und Pflege. Über Video-Debriefings werden sie mit ihren Handlungen, Stärken und Schwächen konfrontiert. Die Erkenntnisse, die sie aus der Situationsanalyse ziehen, können in nachfolgenden Szenarien wiederum erprobt und erweitert werden.

Über das 16-stündige Kursangebot hinaus absolvieren die Studierenden und Schüler/innen eine gemeinsame Lehrvisite auf der Intensivstation. Betreut werden sie dabei von erfahrenen Ärzten/innen und Praxisanleitern/innen.

Das Projekt wird im Rahmen des Programms "Operation Team - Interprofessionelles Lernen in den Gesundheitsberufen" von der Robert Bosch Stiftung und dem Projekt „interStudies" von der Universität Greifswald gefördert.