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Greifswalder Transfusionsmediziner erhält Auszeichnung einer internationalen Gesellschaft


 

Prof. Andreas Greinacher, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin, in den Ruhestand verabschiedet

 

Prof. Andreas Greinacher erhält eine weitere Auszeichnung für seine herausragenden Leistungen: Die International Society on Thrombosis and Haemostasis (ISTH) würdigt ihn mit der Robert P. Grant Medaille. Sie ist die höchste Auszeichnung der ISTH. Erst gestern Abend wurde Greinacher in einer Feierstunde der Universitätsmedizin offiziell aus dem Amt des Institutsdirektors für Transfusionsmedizin verabschiedet. Damit geht einer der renommiertesten Wissenschaftler Greifswalds in den offiziellen Ruhestand. Er hatte in den vergangenen Jahren erneut internationale Aufmerksamkeit errungen, weil er mit seinem Team den Mechanismus gefährlicher Nebenwirkungen der Corona-Impfung entschlüsseln konnte.

Trotz seines Ruhestands setzt er künftig seine Forschungsprojekte fort. „Wir sind froh, dass Prof. Andreas Greinacher der UMG weiter als Seniorprofessor zur Seite steht und sein enormes Fachwissen an die nächste Mediziner-Generation weitergibt“, betont Prof. Uwe Reuter, der Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Vorstand der UMG: „Er hat das Gesicht der Greifswalder Unimedizin 30 Jahre lang entscheidend und im besten Sinne mitgeprägt“, erläutert Reuter, „seine wissenschaftliche Arbeit genießt unter Fachleuten weltweite Anerkennung“. Erst im Dezember hatte Prof. Greinacher in San Diego vor 32.000 Teilnehmenden die renommierte Ham Wasserman Lecture gehalten. Weitere 80.000 Fachleute waren online zugeschaltet.

Die Auszeichnung mit der Robert P. Grant Medaille der ISTH hebt einmal mehr hervor, welch wesentlichen Einfluss Greinachers Forschungstätigkeiten auf internationalem Parkett haben: „Ich fühle mich geehrt und bin voller Demut“, betont Andreas Greinacher. Am Ende seiner beruflichen Laufbahn sei diese Anerkennung ein besonderer Moment. „Ich habe immer sorgfältig ausgewählt, was ich tun möchte“, blickt er zurück, „und wenn ich mich zu etwas verpflichte, dann wollte ich es auch richtig machen – auch, wenn das lange Arbeitstage bedeutete". Zudem sei er voller Stolz und Dankbarkeit, all die Jahre in der Transfusionsmedizin mit einem so hervorragenden Team zusammengearbeitet zu haben.

 

Mit mehr als 500 veröffentlichten Artikeln und zahlreichen nationalen und internationalen Auszeich­nungen seien Greinachers Beiträge zu dem Gebiet der Blutgerinnungsforschung tiefgreifend, so die Begründung der International Society on Thrombosis and Haemostasis (ISTH). Mit Andreas Greinacher werde ein globaler Experte für Transfusionsmedizin, Immunhämatologie und Hämosta­se ausgezeichnet.

Während seiner Karriere habe Greinacher bedeutende wissenschaftliche Durchbrüche erzielt, darunter die Identifizierung der genetischen Grundlage des Antigens HNA-3a, die Pionierarbeit bei der immunbasierten Behandlung des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) während des EHEC-Ausbruchs 2011 und das Vorantreiben eines besseren Verständnisses der Heparin-induzierten Thrombozytopenie. Seine Untersuchungen zu durch Impfstoffe verursachter immunthrombotischer Thrombozytopenie (VITT) erregten während der COVID-19-Pandemie weithin Aufmerksamkeit. Bemerkenswert seien auch seine jüngsten Entdeckungen von VITT-ähnlichen Störungen nach viralen Infektionen, die zum besseren Verständnis schwerer Thrombosen beigetragen haben.

 

Prof. Karlhans Endlich, Wissenschaftlicher Vorstand und Dekan, erinnert sich noch gut an die Zeit während der Corona-Pandemie, „als mit einem Mal unsere kleine Universitätsmedizin Greifswald im US-amerikanischen Fernsehen, in japanischen Tageszeitungen, in der altehrwürdigen Times auftauchte“.

Rückblick in den Winter 2020/21: Nach einem Jahr Pandemie richtete sich die Hoffnung vieler Menschen auf die kommenden Impfungen. In Westeuropa war vor allem der Impfstoff von AstraZeneca auf dem Markt, die Kampagne begann im Dezember. Wenige Tage später stoppte der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Impfungen: Es war zu schweren Komplikationen gekommen, den Sinusvenenthrombosen. In Schweden, Österreich und Deutschland gab es Todesopfer.

Dann die Sensationsmeldung aus Greifswald: Prof. Andreas Greinacher hatte gemeinsam mit seinem Team und weiteren Wissenschaftlern der UMG den Mechanismus entschlüsselt, kannte also die Ursache – und hatte bereits Empfehlungen für Krankenhäuser zusammengestellt, um Betroffenen helfen zu können. Die Impfungen konnten fortgesetzt werden. „Alle wollten damals wissen, was unser Kollege Greinacher in faszinierend kurzer Zeit herausgefunden hatte: die Politik, die Gesundheitsexperten, die Industrie!“, so Karlhans Endlich weiter. Die Ergebnisse des Teams retteten die Impf-Kampagne. Es wurde inzwischen vielfach mit Preisen ausgezeichnet.

 

„Dass Andreas Greinacher nun auch mit der prestigeträchtigen Robert P. Grant Medaille ausgezeichnet wird, freut mich von ganzem Herzen“, hebt Endlich schließlich hervor. Diese Auszeichnung sei nicht nur die Anerkennung seiner persönlichen Leistungen, sondern hebe gleichermaßen die weltweite Bedeutung der Forschungsarbeit von Andreas Greinacher hervor.

„Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse hatten in den letzten Jahrzehnten oftmals unmittelbaren Einfluss auf eine bessere medizinische Versorgung über die Landesgrenzen hinaus“, so Endlich weiter. „Umso erfreulicher, dass Andreas Greinacher etwa seine Projektarbeit für bessere und sichere Bluttransfusionen in Nigeria weiterhin fortsetzen wird.“

Die Robert P. Grant Medaille wird Prof. Andreas Greinacher am 22. Juni 2024 im Rahmen des ISTH-Kongresses in Bangkok überreicht.

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