CAR-T-Zell-Behandlung an beiden Standorten des Comprehensive Cancer Center M-V: Körpereigene Zellen bekämpfen Tumore
Neue Heilungs-Chancen bei Lymphdrüsen- und Blutkrebs: Die Universitätsmedizinen Greifswald (UMG) und Rostock (UMR) dürfen Therapien mit modifizierten Blutzellen anbieten. Beide erhielten jetzt die erforderliche Zulassung der Krankenkassen für diese CAR-T-Zell-Therapie. Die Kassen übernehmen bei geeigneten Patienten die Behandlungskosten.
Ist ein Mensch zum Beispiel mit einem Virus infiziert, wird dieses normalerweise von weißen Blutzellen bekämpft. Doch diese Lymphozyten greifen nur Fremdkörper an, so sind die programmiert. Da Tumore aus körpereigenen Zellen bestehen, bleiben diese oft vom eigenen Immunsystem unerkannt und können weiter wuchern. Da setzt die neue Therapie an: Die Lymphozyten werden außerhalb des Körpers umprogrammiert, sodass sie Tumorzellen als solche erkennen und bekämpfen. Die beiden Unimedizinen in Greifswald und Rostock sind jetzt für dieses Verfahren zugelassen.
„Das Ziel dieser Therapie ist die Heilung“, betont Prof. Dr. Florian Heidel, Direktor der Greifswalder Onkologie: „Das wird nicht bei allen Patienten möglich sein, aber die Erfolgsaussichten für einige Betroffene steigen erheblich.“
Prof. Dr. Christian Junghanß, Direktor der Rostocker Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin und Sprecher des Comprehensive Cancer Centers MV erklärt: „Dieses zukunftsweisende Verfahren gibt auch Patienten Hoffnung, die an aggressiven Lymphdrüsenkrebs und bestimmten Formen der Leukämie leiden.“
Der Anerkennung durch die Krankenkassen ging ein aufwändiges Antrags- und Prüfverfahren voraus. Beide Universitätsmedizinen mussten nachweisen, dass sie die benötigten Voraussetzungen erfüllen sowie geeignete Patienten rechtzeitig erkennen, bei denen die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie hoch sind. Vor allem aber müssen sie die Nachsorge mit zunächst engmaschiger Überwachung sicherstellen. In dieser Zeit müssen Nebenwirkungen schnell und richtig gedeutet werden. Je nach Symptom sind Experten unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen gefragt: neben Onkologen auch Neurologen und Intensivmediziner.
„Vor allem die reibungslose und in präzisen Verfahrensvorschriften festgelegte Zusammenarbeit hoch spezialisierter Kollegen verschiedener Disziplinen qualifiziert die beiden Universitätsmedizinen des Landes, diese Therapie anzubieten“, erläutert Dr. Christiane Stehle, Ärztliche Vorständin der UMR. Das CCC M-V mit seinen beiden Standorten Greifswald und Rostock vereint als landesgefördertes Krebs-Exzellenzzentrums diese Qualifikationen.
„Universitätsmedizinen verbinden die bestmögliche Patientenversorgung mit Forschung und medizinischem Fortschritt, erklärt Prof. Dr. Uwe Reuter. Der Ärztliche Vorstand der UMG unterstreicht: „Die Implementierung neuer Therapieverfahren ist unser Anspruch an uns selbst und zugleich unsere Daseinsberechtigung.“
Die neue Therapie ist aktuell vor allem dann bei Lymphom-Erkrankungen und beim Multiplen Myelom sinnvoll, wenn andere Heilungsversuche wie die Chemotherapie oder zielgerichtete Systemtherapien kein dauerhaftes Ansprechen gewährleisten können. Bei anderen Erkrankungen, wie der akuten myeloischen Leukämie wird hingegen weiterhin die Übertragung von Blutstammzellen eines Spenders ein wichtiger Schritt zur Festigung des Therapieerfolges bleiben.
Für die CAR-T-Zell-Therapie wird den Betroffenen Blut entnommen. Aus diesem wird der Teil der weißen Blutzellen herausgefiltert, der für die Bekämpfung der Tumorzellen geeignet sind. Diese T-Zellen werden in externen Labors umprogrammiert. Sie bilden dadurch Rezeptoren, die Oberflächen der Tumorzellen erkennen. Das macht ihnen deren Bekämpfung deutlich besser möglich. Die modifizierten Zellen werden zunächst vermehrt und anschließend dem Patienten per Infusion verabreicht.
Der Einsatz modifizierter T-Zellen (CAR-T-Cells) ist für die Behandlung einzelner Formen von Leukämie, Lymphdrüsenkrebs und Multiplem Myelom zugelassen.